Warum wird so drastisch eingegriffen? Warum lässt man die Natur nicht einfach machen?
Lange Zeit glaubte man, dass man durch die Einrichtung von Naturschutzgebieten die Lebensräume, Pflanzen und Tiere, deren Verschwinden man beobachtete, schützen könne. Man stellte sie "unter eine Glocke", außerhalb der Reichweite äußerer Störungen. Es genügte, das Land zu schützen und der Natur ihren Lauf zu lassen. Eine scheinbar einfache Lösung. Tatsächlich haben wir in diesem Stadium nur einen Teil der Ziele erreicht.
Sich selbst überlassen, verändern sich die meisten Gebiete, die den Status eines Naturschutzgebiets genießen. So wird z. B. eine Blumenwiese, die nicht mehr beweidet wird, sehr schnell von Gräsern und Sträuchern überwuchert, die die charakteristischen Blütenpflanzen des Lebensraums, den man erhalten wollte, ersticken. Auch ein Sumpf oder ein Schilfgebiet, das nicht gemäht wird, ist nach einigen Jahren mit Bäumen wie Weiden bewachsen, die die Rückkehr des Waldes einleiten.
Der Natur ihren Lauf zu lassen, wäre jedoch das Ideal - in einer idealen Welt. Doch die natürlichen Lebensräume sind so klein, fragmentiert, vereinfacht, immobilisiert und verjüngt geworden, dass die natürliche Dynamik nicht ausreicht, um das Verschwinden von Lebensräumen und Arten zu kompensieren. So verschwindet der Orchideen-Trockenrasen, der wieder aufgeforstet wird, unwiederbringlich, weil in seiner Nachbarschaft kein neuer entsteht. Adieu, Orchideen, die dort wuchsen ...
Aus diesem Grund muss gehandelt werden. So ging man nach und nach vom einfachen Schutz von Gebieten zur Anwendung von Bewirtschaftungsmaßnahmen über, dank derer der Mensch die Auswirkungen der alten landwirtschaftlich-pastoralen Praktiken, die die Umwelt und die damit verbundene natürliche Vielfalt geformt haben, fortsetzt. Schilfgürtel, Feuchtwiesen und Trockenrasen werden zunächst entwaldet, entbuscht und dann regelmäßig gemäht. Tümpel werden vertieft...
Aber es gibt immer mehr Naturschutzgebiete und immer größere Flächen müssen mit einer begrenzten Mitarbeiteranzahl und begrenzten finanziellen Mitteln verwaltet werden, vor allem im Vereinssektor. Auch wenn Motormäher, Freischneider oder Kettensägen den Verwaltern zu Hilfe kommen, ist die Aufgabe riesig und man muss befürchten, von ihrem Umfang überfordert zu werden.
Die Verwalter von öffentlichen und privaten Schutzgebieten gehen daher immer neue Wege. In den Naturschutzgebieten wird Vieh mit rustikalen Eigenschaften (zähe Tiere, die den Winter im Freien überstehen und wenig Pflege benötigen) eingeführt. Nach und nach wird auf das Wissen und die Ausrüstung der Landwirte zurückgegriffen.